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[Bildquelle: © René Schulze]

Angeln in trüben Gewässern

Angeln in trüben Gewässern

Beim Angeln in trüben Gewässern fängt man mehr Fische als im klaren Wasser. Vielleicht hast du diesen Spruch auch schon von Anglern gehört. Wenn die Schuppenträger das Angelgerät und den Angler nicht richtig sehen können, beißen sie besser. Klingt doch logisch, oder? Vielleicht sollten sich diese Angler bei nächtlichem Stromausfall mal etwas zu essen suchen. Wenn sie dann im Kühlschrank keinen Harzer Käse haben, der ihnen den Weg weist, haben sie ein Problem.

In Wahrheit stellt das besonders im Sommer durch die Algenblüte gelbgrün gefärbte Wasser eine besondere Stresssituation für viele Fische dar. Vor allem die Nahrungssuche gestaltet sich schwierig. Wenn du dich allerdings darauf einstellst und den Fischen dabei hilfst, wirst du gute Erfolge erzielen.

Sinn-volles Angeln in trüben Gewässern

Nicht nur für die meisten Raubfische, sondern auch für viele Friedfische ist der Seh-Sinn für die Nahrungssuche und die Orientierung besonders wichtig. Aber was machen die Fische im sommerlichen grünen Wasser-Nebel?

Sie orientieren sich verstärkt mit den anderen Sinnen, besonders aber an Gerüchen. Des weiteren sind sie nicht so „reisefreudig“, denn eine Orientierung nach Sicht ist fast unmöglich. So bleiben sie weitgehend in ihrer vertrauten Gegend.

Daraus ergeben sich für dich als Angler zwei Ansatzpunkte für das Friedfisch-Angeln in trüben Gewässern:

  1. Locke die Fische mit intensiv riechendem Futter.
  2. Achte auf deutliche Geräusche beim Anfüttern und Einwerfen des Angelgerätes.

Angeln in trüben Gewässern am Beispiel des Diepold in Dessau

Der Diepold in Dessau ist ein etwa 2 ha großer flacher See, der im Sommer so grün ist wie Hulk auf der Wiese. Selbst Anfang Oktober, als ich eine Weißfisch-Session für diesen Bericht durchführte, betrug die Sichtweite höchstens einen Meter.

Futterherstellung für das Angeln in trüben Gewässern

Um ein möglichst intensiv duftendes, aber auch anziehendes Futter herzustellen, ging ich nach folgenden Überlegungen vor:

Auf keinen Fall wollte ich irgendwelche teuren und extrem stark riechenden künstlichen Lockstoffe verwenden. Meine Wahl fiel daher auf Hanf, den alle Weißfische und besonders die Rotaugen lieben. Damit konnte ich nichts falsch machen und meinen Geldbeutel schonen.

Um aber auch größere Friedfische anzusprechen, setzte ich zusätzlich auf den verführerischen Duft von Monsterkrabben. Ich hatte noch einen Rest Pellets vom sommerlichen Karpfenangeln übrig, den ich mit gequetschtem Hanf vermischte.

Mix aus Hanf und Monsterkrabben-Pellets
Mein Mix aus Hanf und Monsterkrabben-Pellets sorgte für einen sehr anziehenden, aber nicht penetranten Geruch. [Bildquelle: © René Schulze]

In einem Topf mischte ich die beiden Zutaten und übergoss sie mit etwa einem Liter kochenden Wasser. Dieses extrahierte das Hanföl und gab die Düfte frei. Über Nacht stehen gelassen, ergab das am nächsten Tag einen schönen Brei, denn die harten Pellets hatten Zeit, komplett aufzuquellen.

Brei aus Hanf un Monsterkrabben-Pellets
Über Nacht entstand ein wohl riechender Brei. [Bildquelle: © René Schulze]

Diesen Brei gab ich nun zu zwei Tüten Trockenfutter hinzu. Eine weitere Wassergabe war nicht mehr notwendig, denn der Brei enthielt bereits genug Feuchtigkeit.

Futter fuer das Angeln in trueben Gewaessern
Als Futtergrundlage diente eine Tüte Stillwasser- sowie Allroundmischung für Weißfische. [Bildquelle: © René Schulze]

Nach dem Durchmischen aller Zutaten und der Ziehphase goss ich noch den Saft einer Dose Hanf ins Futter sowie sämtliche Hanfkörner.

Der Saft aus der Hanfdose verstärkte das Aroma.
Die Flüssigkeit aus einer Hanfdose sorgte für eine Verstärkung des Aromas. [Bildquelle: © René Schulze]

Hinsichtlich der Köder fiel meine Wahl auf lebende und tote Maden, sinkende und schwimmende Caster sowie Dosenmais. Damit konnte ich alle Friedfische ansprechen und hatte keine große Mühe, diese Köder zu besorgen.

Meine Futter- und Köderpalette für das Angeln in trüben Gewässern.
Meine Futter- und Köderpalette für das Angeln in trüben Gewässern. [Bildquelle: © René Schulze]

Auswahl der Angelmethode und Startfütterung

Mein Plan sah vor, mit dem Winkelpicker zu angeln. Dafür gab es mehrere Gründe:

  • Der Diepold war auf Grund der sommerlichen Trockenheit immer noch sehr flach mit weniger als 1 m Wassertiefe in der Gewässermitte und nur etwa 50 cm im Kopfrutenbereich.
  • Das Anfüttern mit dem Futterkorb sorgt für Geräusche, denen die Fische folgen können und den Hakenköder leichter finden.
  • Die Futterstelle wird durch das Einwerfen des Futterkorbes automatisch etwas größer, was die Lockwirkung des Futtergeruches voll entfaltet.
Meine Angelstelle am Diepold.
Meine Angelstelle am Diepold. [Bildquelle: © René Schulze]

Meine Startfütterung zum Angeln in trüben Gewässern bestand aus zwei Komponenten. Ich formte 11 Bälle ohne jegliche Köder, die die Aufgabe hatten, einen duftenden Futterteppich zu bilden. Weitere 3 kleinere Bälle mit Ködern sollten die Fische zur Nahrungssuche animieren und auf den Hakenköder vorbereiten.

Die Zutaten für die 3 Köderbälle.
Die Zutaten für die 3 Köderbälle. [Bildquelle: © René Schulze]

Beim Angeln mit dem Futterkorb reicht im Allgemeinen eine kleinere Menge Köder in der Startfütterung, denn mit jedem Einwurf der Montage können zusätzliche Köder eingebracht werden.

Die fertigen Futterbälle für die Startfütterung.
Die fertigen Futterbälle für die Startfütterung. [Bildquelle: © René Schulze]

Alle Futterbälle warf ich per Hand auf 20 m nach dem Motto: „So nah wie möglich und so weit wie nötig.“

Die Session

Etwa 5 Minuten nach der Startfütterung hatten die Fische den Platz gefunden. Das Lockaroma, das vom Hanf und den Monsterkrabben-Pellets ausging, war ein Erfolg. Der erste Biss war allerdings etwas zögerlich und mein Anschlag ging ins Leere. Ich füllte mein kleines Futterkörbchen erneut mit allen Leckereien und warf wieder mitten ins Zentrum meines Futterteppichs.

Gefüllter Futterkorb für das Angeln in trüben Gewässern
Wenn ich Fisch wäre, könnte ich diesen Ködern wahrscheinlich nicht widerstehen. [Bildquelle: © René Schulze]

Ich hatte einen 16er Haken am 14er Vorfach montiert, der vielleicht etwas zu klein war. Aber ich beginne lieber etwas vorsichtiger, um die Fische nicht gleich zu vergrämen. Außerdem hatte ich zwei Köder am Haken: eine lebende Made und einen Schwimmcaster zur Erleichterung des Hakengewichtes.

Der zweite Biss brachte den ersten Fisch an den Haken, einen kleinen Brassen (Skimmer). Dieser war für mich eine weitere Bestätigung, dass die Futtermischung gut funktionierte.

Der erste Fisch beim Angeln im trüben Diepold war ein Skimmer.
Der erste Fisch beim Angeln im trüben Diepold war ein Skimmer. [Bildquelle: © René Schulze]

Nach jedem weiteren Einwurf dauerte es etwa 1 bis zwei Minuten bis zum nächsten Biss. Das war für mich ein Zeichen, dass noch nicht so viele Weißfische am Platz waren und das Einwurfgeräusch bis zu diesem Zeitpunkt ein wenig abschreckend wirkte.

Die beiden nächsten Fische waren ebenfalls kleine Skimmer. Danach übernahmen die Rotaugen das Zepter. Ich habe sie nicht mehr gezählt, aber es waren knapp 10 Stück. Bemerkenswert war, dass die Zeitspanne nach dem Einwurf des Futterkorbes und dem Biss immer kürzer wurde. Ein gutes Zeichen.

Nach 3 Skimmern hatten die Rotaugen den Futterplatz übernommen.
Nach 3 Skimmern hatten die Rotaugen den Futterplatz übernommen. [Bildquelle: © René Schulze]

Anpassung der Taktik beim Angeln in trüben Gewässern

Wie eingangs erwähnt, baute meine Taktik beim Angeln in trüben Gewässer auf die Wirkung des Geruchs sowie der Futtergeräusche auf. Jeder einfallende Futterkorb sollte den Fischen signalisieren, dass es etwas zu fressen gab. Diese Geräusch-Taktik hat unsere deutsche Mannschaft übrigens auch bei der WM 2018 angewendet und den Weltmeistertitel geholt. Mein Angelfreund Johannes Böhm wurde verdient Einzelweltmeistertitel und Ralf Herdlitschke belegte den dritten Platz.

Nach den Rotaugen biss die erste Rotfeder. Diese nahm den Hakenköder etwa 10 Sekunden nach dem Einwurf des Futterkorbes. Rotfedern sind besonders in kleineren Exemplaren sehr mutige und bisweilen nervige Fische. Haben sie einmal einen Futterplatz besetzt, dann verteidigen sie ihn wie ein Rudel Hyänen eine tote Gazelle.

Ein Schwarm guter Rotfedern hatte den Futterplatz erobert.
Ein Schwarm guter Rotfedern hatte den Futterplatz erobert. [Bildquelle: © René Schulze]

Im Sommer, wenn ich Karpfen mit der Kopfrute und harten Pellets am Haken fange, sind sie meist die ersten Weißfische, die sich diese harten Köder reinwürgen. Dieses Verhalten nutzte ich nun, um einen größeren Haken an einem stärkeren Vorfach anzuhängen.

Eine tote Made und ein Schwimmcaster am Haken
Meine Köder-Kombination aus einer toten Made und einem Schwimmcaster brachte viele kleine Rotfedern. [Bildquelle: © René Schulze]

Weil ich vor hatte, im weiteren Verlauf meiner Session auch größere Fische zu fangen (Brassen, Karpfen), stellte ich auch meine Futtertaktik um. Mit jedem neuen Einwurf brachte ich nun verstärkt Maiskörner auf den Futterplatz.

Mischung für die Nachfütterung beim Angeln in trüben Gewässern
Meine Mischung für die Nachfütterung enthielt viele Maiskörner. [Bildquelle: © René Schulze]

In der letzten Stunde meiner Session am Diepold angelte ich ausschließlich mit Mais am Haken. Selbst zwei Maiskörner wurden unmittelbar beim Eintauchen des Futterkorbes ins Wasser attackiert.

Fazit

An diesem Beispiel siehst du, wie sich die Fische an das Platschen des Futterkorbes beim Einwerfen der Montage gewöhnen. Nutze diese Chance! Du kannst damit besonders beim Hegefischen punkten, wenn deine Nachbarn dieses Verhalten nicht bemerken und für sich nutzen (siehe WM 2018).
Das Geräusch gibt den Fischen im trüben Wasser eine sofortige Orientierung, wo Nahrung zu finden ist. Der Futterneid eines gefräßigen Rotfedernschwarmes verstärkt diesen Effekt zusätzlich.

Bis zum Ende des Angelns hatte ich die Hoffnung, dass sich auch noch größere Fische auf dem Futterplatz einfinden. Ich angelte weiterhin mit zwei Maiskörnern am Haken. Leider blieb es bei den Rotfedern, die ihren Platz vehement verteidigten. Alle Exemplare konnten sich im Vergleich zu den ersten Rotflossen des Tages bezüglich ihrer Größe durchaus sehen lassen. Der Mais hatte seine selektierende Aufgabe erfüllt und ich war sehr zufrieden.

Hannibal vom A-Team würde jetzt sagen: „Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert.“

Eine Serie guter Rotfedern im Minutentakt bestätigte meine Taktik beim Angeln in trüben Gewässern.
Eine Serie guter Rotfedern im Minutentakt bestätigte meine Taktik beim Angeln in trüben Gewässern. [Bildquelle: © René Schulze]

Tipps und Tricks zum Friedfischangeln

Ich hoffe, ich konnte dir mit diesem Beitrag einige Ratschläge für das Angeln in trüben Gewässern mit auf den Weg geben.

Falls du weitere kostenlose Tipps und Tricks bekommen möchtest, dann empfehle ich dir die folgenden beiden E-Books:

Meine besten Tipps und Tricks habe ich für dich in diesen beiden E-Books vorbereitet:

Eine vollständige Übersicht aller meiner E-Books bekommst du hier:

Eine Zusammenfassung der wichtigsten Inhalte dieses Beitrages kannst du dir wieder kostenlos als PDF downloaden.

Ich wünsche dir beim „Fischen im Trüben“ gute Erfolge.

René Schulze

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